Sperrzone Tag 6

Es ist Montag. Ich bin wieder alleine. Seitdem wir zur Sperrzone erklärt worden sind, wache ich zwei Stunden früher auf. Morgens gehen die Gedanken los. Banale Gedanken, was ich tun muss oder will und immer wieder die Angst, eine totale Ausgangsperre zu bekommen.

Der Postbote hat mir ein Nachricht hinterlassen, dass ich ein gerichtliches Einschreiben abholen muss. Er hat nicht geklingelt, obwohl ich zu Hause war. Vielleicht hatte er Angst, infiziert zu werden, denke ich. Warscheinlich geht es wieder um meinen Vermieter, der mich vor zehn Tagen angerufen hat, um mir zu sagen, dass die Bank all das Geld seiner Mieter einziehen wird. Ich war schon auf dem Rathaus deswegen, im Archiv, das mich an den Prozess von Kafka erinnert hatte. Ich gehe zur Post um die Ecke, aber sie ist geschlossen, wegen dem Coronavirus. Eine Nummer steht auf der Kommunikation. Ich rufe an. Die Nummer funktioniert nicht. Nur ein watteumhülltes Schweigen dringt aus dem Telefon.

Zu Hause sind wir noch voller Lebensmittel, nur die Milch fehlt. Ich laufe zu einem kleinen Spar um die Ecke. Er ist zum Glück leer. Die Kassiererin schaut mich böse an. Sie erwähnt, dass man nicht drei Mal pro Tag einkaufen gehen darf. Ich war schon seit drei Wochen nicht mehr in dem Geschäft. Ich habe aber auch keine Lust der Kassierin zu erklären, dass bei mir nur die Milch fehlte.

Am Nachmittag ist mein Mann zu Hause. Wir gehen wieder aus der Stadt hinaus, schauen bei den Schildkröten vorbei, die wir gestern in einem Kanal entdeckt haben und laufen wieder über die Felder. Auf der Straße zucke ich machmal zusammen. Es ist erlaubt draußen zu laufen, um sich fit zu halten, aber trotzdem habe ich Angst, dass sie vielleicht wieder die Gesetze geändert haben. Heute Nachmittag. Erst als wir auf freiem Feld sind, merke ich, dass sich die Muskeln in meinem Gesicht entspannen.

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