Sperrzone Tag 19

Heute Nacht konnte ich nicht schlafen. Vielleicht zu wenig Bewegung. Die Müdigkeit geht nicht aus den Knochen. Draußen, als ich mit meinem Mann die Bahnen auf und ab gehe, hält die Stadtpolizei neben uns. Sie sagen nichts. Ich gehe einfach weiter. Sie fahren wieder los. Kurze Zeit später kommen sie wieder zurück und halten erneut neben uns. Wieder beobachten sie uns nur.

„Lass uns nach Hause gehen, es ist besser so“, sage ich zu meinem Mann. Er erklärt mir, warum sie kein Recht haben uns zu bestrafen. Davon habe ich aber nichts. Ich glaube, die Interpretationen könnten willkürlich sein. Aber sie haben uns ja gar nichts getan, denke ich dann. Sie haben uns nur beobachtet. Ich mag aber nicht beoachtet werden. Es gibt mir das Gefühl bei Georges Orwells 1984 zu sein.

Wenn die Krise vorbei ist, werden wir alle unsere Freunde besuchen, auch die die wir schon lange nicht mehr gesehen haben. Ich möchte das Meer sehen und die Berge. Jetzt sehe meine Freunde in ihren Häusern sitzen, jeder für sich.

Immer wieder tauchen Statements der Fürsprecher der absoluten Quarantäne in den sozialen Medien auf. Sie sind für eine diktatorische Kontrolle wie in China, plädieren für Durchhalten und sind davon überzeugt, dass Fahradfahrer und Jogger andere Menschen infizieren. Sie seien es Schuld, wenn die Quarantäne so lange dauere. Es gibt Facebookgruppen die einzig dafür geschaffen sind, um Fahradfahrer und Läufer anzuzeigen.

An der Straße, an der ich jeden Tag meine Bahnen auf und abgehe, hängt jetzt ein Trasparent. „Wenn ich einen Spaziergänger sehe, schreie ich laut.“ Zum Glück ist gerade niemand auf dem Balkon.

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