REVOLUTION. So könnte man diesen Tag nennen, auch wenn es eigentlich eine lächerliche Revolution ist. Das Befreiungsgefühl ist umso größer. Heute waren wir, mein Mann und ich, wieder an der Stadtmauer. Wir müssen immer noch so tun, als würden wir uns nicht kennen. Denn man darf nur alleine raus. Immer noch weiß niemand, wie weit man gehen darf. In der angrenzenden Region Veneto waren es 200 Meter, aber die sind aufgehoben worden. In Ferrara ist nie eine genaue Angabe gemacht worden. Die Leute glauben, sie GLAUBEN, es seien 200 Meter. Warum, verstehe ich nicht. Da es im Friuli 500 Meter sind und in Turin 1000 Meter. Der Glaube hat keine Logik. Immer das Kleinste nehmen. Die Polizei macht schon bei 350 Metern Strafzettel. Ich laufe meine 500 Meter. Warscheinlich viele andere auch. Aber nun kommt die Revolution: auf dem Weg unter der Stadtmauer bleiben die Leute stehen, und reden miteinander, alle in 10 Meter Abstand. Plötzlich läuft niemand mehr, es sieht aus, wie eine menschliche Reihe, in der sich jeder mit jedem in der Nähe unterhält. Eine Bekannte meines Mannes, eine Lehrerin in Rente, ist vor ein paar Tagen von den Militärs für zwanzig Minuten festgehalten worden, mit vier anderen, erzählt sie. Sie mussten eine Autocertificazione ausfüllen, in der sie bestätigen sollten, in der Nähe zu wohnen. Ich erinnere mich an den Morgen. Ich hatte den Militärlaster gesehen und mich gewundert, warum dort so viele Leute standen. Ich bin lieber in die entgegenliegende Richtung gelaufen. Später hatten sie mich trotzdem aufgehalten und mich gefragt, wo ich wohnte. Sie hatten mich gleich gehen lassen. Diese Peinigungen machen mich wütend. Die Leute sind an der Grenze des Aushaltbaren angelangt. Mein Mann und ich gehen weiter. Später treffen wir die Lehrin auf einem Stein, sie macht eine Pause. Auf zwei andere Steinen sitzten zwei andere ältere Frauen und reden. Ein vierter chick gekleidedeter Herr gesellt sich zu ihnen. Die Revolution. Dann hören wir einen Hubschrauber über uns.
Sperrzone Tag 47
Veröffentlicht von Lisei Luftvogel
Quando Lisei Luftvogel nacque nella regione della Ruhr nel 1971, l'Europa occidentale era nel mezzo di una rivoluzione culturale. La sua infanzia difficile negli anni Settanta ha plasmato la sua vita. Dopo aver conseguito il diploma di scuola superiore, si trasferì a Perugia, dove studiò filosofia. D'estate guadagnava soldi nei mercatini degli artisti, suonando per strada o lavorando come postina. In seguito ha completato la formazione Feldenkrais. Ha frequentato anche la Facoltà di Culture e Lingue dell'Eurasia e del Mediterraneo presso l'Università di Venezia, dove ha studiato arabo e yiddish. Ha collaborato alla rivista annuale di estetica Davar di Reggio Emilia con articoli su Benjamin, Rilke e Basho. Nel 2021 ha completato un corso di scrittura creativa presso Textmanufaktur. Alle Beiträge von Lisei Luftvogel anzeigen